Das mache ich hinterher in Photoshop

Ist man einmal begeistert in der Fotoszene unterwegs wird einem klar, dass sich hier

vielerlei Geschmäcker, Möglichkeiten und Empfehlungen tummeln. Man wird gradezu
erschlagen von Ratschlägen, Richtlinien und Wegweisern. Grade vermeintlich
erfahrene (Hobby)Fotografen neigen dazu gemachte Erfahrungen kund zu tun
und Ihre Weisheiten mitzuteilen. Schnell wird klar, dass im Grund genommen die
gekaufte Ausrüstung murks ist und mit dem Kit-Objektiv nichts anzufangen ist. Mehr
noch: Ein neuer Rechner und Photoshop müssen her, damit man überhaupt darüber
nachdenken kann einigermaßen wahrnehmbare Bilder zu produzieren.

So in etwa erging es mir als ich begann meine Ausrüstung spielerisch aufzubauen und
meinen Stil zu entwickeln. Sehr unangenehm, denn wirklich richtig kann man es
wohl nicht machen und die Einstellungen die man gewählt hat sind bald als falsch
betitelt. Mehr noch beginnt man auf der Suche nach Anerkennung auf Aufmerksamkeit
unbewusst dem Wink anderer zu folgen und verliert sich im schlimmsten Fall in der
Frustration und wendet sich ab.

Hat man die erste Hürde genommen und befindet sich im vorübergehenden Einklang
mit seiner Ausstattung, so besteht der nächste darin die Nachbearbeitung zu optimieren.
Oft liest man an allen Ecken, dass Photoshop das Mittel der Wahl ist und auf der Suche
nach kostengünstigen Alternativen offenbart sich ein breites Feld. Sobald man dieses
erforscht beginnt der ganze Frustrationskreislauf erneut. Denn zumeist ist es so, das
grade das ungewohnte den Augen schmeichelt und so bearbeitet man seine Bilder in
übertriebenen Maße, denn kleinere feinere Änderungen werden von uns nicht so wahr
genommen - etwas, dass erst im Laufe der Zeit dazu kommt.

Gefährlich ist dieser Prozess meiner Ansicht nach, sobald eine Einstellung aufkeimt
die besagt, dass man vermeintliche Missgeschicke, Fehleinstellungen und Unachtsamkeit
hinterher korrigiert. Grundsätzlich ist das keine falsche Wahrnehmung, nichts desto trotz
ist die Ausgangsbasis zu einem Bild das, was aus der Kamera kommt. Je besser die
Basis, desto besser das Ergebnis. Gern wird auch gesagt, dass man ein Auge für die Fotografie
haben muss. Neben dem Motiv spielen aber auch Dinge wie der Bildaufbau und die
Gewählten Einstellungen eine Entscheidende Rolle. Ist die Tiefenschärfe zu groß oder zu
klein gewählt, hat man unnötige Mühe hier für einen Ausgleich zu sorgen.

Der meiner Ansicht nach wichtigste Punkt bei einer Aufnahme ist meiner Erfahrung
nach die Vorstellung die sich vor dem betätigen des Auslösers aufbauen sollte. Wenn ich beispielsweise ein Motiv entdecke und mir gleichzeitig bewusst ist, weshalb dieses Motiv für mich
interessant ist, so kann ich die notwendigen Kameraeinstellungen bewusst wählen und so
das Endergebnis maßgeblich beeinflussen, da klar ist, was erreicht werden soll. Natürlich
findet eine Entwicklung in diversen Programmen statt. Doch sollte diese nur korrigieren, was
nicht während der Aufnahme erreicht werden kann.

Auf diese Art und Weise befreit man die Wahrnehmung und den inneren Fokus von unnötiger
Belastung. Eine Bearbeitung die viel Energie fordert entmutigt oder laicht aus und vor allen Dingen
raubt sie den Platz für weitere Ergebnisse. Da wir in unserer Gesellschaft kaum noch realistische Fotos wahrnehmen können ist die Nachbearbeitung ein wichtiger Punkt. In sofern sollte allein schon
aus diesem Grund der Fokus und der Workflow so angepasst werden, dass man sich auf das Fotografieren bzw. das gewünschte Ergebnis konzentrieren kann. Immerhin wird man nicht für seine
tollen Ideen beim Regler verschieben und retuschieren, sondern die sichtbaren Ergebnisse bekannt.
Diese sind es auch, die uns selbst motivieren.

Bei dem nachfolgenden Bild hatte ich das ungefähre Ergebnis schon vor meinem inneren Auge.
So wählte ich bewusst folgende Einstellungen: ISO 50 für möglichst geringes Rauschen und Platz für
viele Details, Blende 14 für eine große Schärfenebene, 17mm Brennweite für den Bildausschnitt und
eine Belichtungszeit von einer Sekunde für eine gewisse Unschärfe im Wasserfall. Des Weiteren
habe ich die Belichtungszeit an einem hellen Punkt gemessen um eine düstere Grundstimmung
in den tiefen zu erzeugen sowie einen Weisabgleich von 5000 Kelvin als Ausgangsbasis für die
resultierenden Farben. Hier spielt der persönliche Geschmack eine entscheidend Rolle sowie
die Erfahrung in der Nachbearbeitung. Da in Raw fotografiert wurde kann hier tatsächlich nachträglich experimentiert werden um notwendige Erfahrung zu sammeln und zu schauen, was einem am besten
Gefällt. Die Umgebung konnte ich nicht beeinflussen, da es sich um ein abgezäuntes Gebiet handelte. Ansonsten hätte ich noch ein wenig aufgeräumt und einen niedrigeren Winkel für die Aufnahme ausprobiert.

Auf dieser Basis kann dann die nachträgliche Nachbearbeitung angeschlossen werden und Sättigung, Farbton, Beschnitt und so weitere abschließend zu beurteilen. Insgesamt brauchte ich hier
nicht mehr als ca. 5-10 Minuten, da ich ziemlich genau wusste, was mich an diesem Motiv angesprochen hat und wie es wirken sollte.

Vorher-Nachher in Lightroom

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